Die Montessori-Klasse 9/10 auf dem Appellplatz bei Ihrer Führung durch die KZ-Gedenkstätte Dachau. Im Hintergrund sieht man das Wirtschaftsgebäude und die mahnenden Kunstwerke der Überlebenden.

Montessori-Klasse 9/10 besuchte die KZ-Gedenkstätte Dachau

Für Demokratie, Toleranz und Menschlichkeit!

Am Donnerstag, den 16. Februar, machten sich 16 Montessori-Schüler der 9. und 10. Klasse auf den Weg nach Dachau, um dort die Gedenkstätte auf dem Boden des ehemaligen Konzentrationslagers zu besuchen. Im Vorfeld hatten sie mit Hilfe ihres GSE-Lehrers, Martin Hammerer, nicht nur den Terror der NS-Diktatur erarbeitet, sondern auch die geschickten Methoden der Propaganda. Schon dabei führten die Schüler-Fragen zu zahlreichen Diskussionen, inwiefern auch heute in der Politik ähnliche Entwicklungen zu beobachten seien. Um noch tiefer in das Klima jener Zeit eintauchen zu können, schaute man gemeinsam mehrere ausgezeichnete Spielfilme zu den Themen Verfolgung und Widerstand, und redete über deren Darstellungsabsichten. Unterstützt wurde die Lerngruppe dabei auch von ihrer historisch interessierten Englisch-Lehrerin, Jaqueline Schneider, die auch mit nach Dachau fuhr.

Über die Bildungsabteilung der KZ-Gedenkstätte hatte man nicht nur eine Führung, sondern ein Halbtagesseminar gebucht, das mit zahlreichen biografischen Erzählungen zu Tätern und Opfern den historischen Ort noch intensiver vermittelte. Der äußerst versierte Guide, Günther Achatz, begleitete die 14- bis 17-jährigen mit Anekdoten und Bildern durch die Ausstellung und über das Gelände. Ihm gelang es, die Jugendlichen dort abzuholen, wo sie nach über 70 Jahren Kriegsende natürlich stehen. In einer gelungenen Mischung nahm er ihnen gleich zu Beginn die Ängste und Sorgen, die sich im Vorfeld aufgebaut hatten, und motivierte die Jugendlichen durch zahlreiche Fragen die damaligen Geschehnisse nachzuvollziehen. Besonders wichtig war ihm dabei zu vermitteln, welche Folgen es haben kann, wenn man Menschen ihrer Würde beraubt, ihnen das Menschsein aberkennt, ja sogar den Namen nimmt und durch eine Nummer in einer Verwaltungsmaschinerie ersetzt. Die Schlussfolgerungen für unser heutiges Handeln und Denken überließ er den Jugendlichen nach kleinen Impulsen selbst.

Der Rundgang über das Gelände begann noch vor der heutigen Gedenkstätte. Auf dem Areal der heutigen Bayerischen Bereitschaftspolizei, befand sich nämlich schon ab 1933 der Lebens- und Arbeitsbereich der SS-Wachmannschaft mit allen vorstellbaren Annehmlichkeiten. Günther Achatz schulte den Blick der Schüler für die Bedeutung der Architektur und verdeutlichte die perverse Struktur der SS am biografischen Beispiel eines in Dachau ausgebildeten Lagerkommandanten.

Die Montessori-Klasse 9/10 auf dem Appellplatz bei Ihrer Führung durch die KZ-Gedenkstätte Dachau. Im Hintergrund sieht man das Wirtschaftsgebäude und die mahnenden Kunstwerke der Überlebenden.

Die Montessori-Klasse 9/10 auf dem Appellplatz bei Ihrer Führung durch die KZ-Gedenkstätte Dachau

Anschließend betrat man das KZ-Gelände durch das berühmte Tor mit der Aufschrift „Arbeit macht frei“ und besichtigte den Appellplatz mit den restaurierten Baracken. Dort traf die Gruppe zufällig auf Nina Klein, deren Großvater als erster Dachauer in das KZ verschleppt worden war, weil er als KPD-Mitglied zu den politischen Gegnern zählte. Den Ort an dem Herr Klein und andere die grausame Strafe der Dunkel-Einzelhaft ertragen mussten, konnten die Jugendlichen eigenständig in Augenschein nehmen. Nach einer kurzen Pause im Seminarraum erläuterte Günther Achatz noch einige zentrale Stationen der Dauerausstellung, wie das sogenannte „Totenbuch“, in dem die Schüler auch Johann Huber, Stadtpfarrer aus Landau a.d. Isar, entdeckten. Den Abschluss bildete die Besichtigung des Krematoriums und der Gaskammer am anderen Ende des Geländes.

Die Schüler folgten die ganze Zeit aufmerksam den Beschreibungen von Günther Achatz und stellten jede Menge Fragen, die er alle mit unglaublichem Eifer beantwortete. Daher bedankte sich die Gruppe zum Abschluss ganz besonders bei Ihm. Das Trinkgeld, das man aus der Klassenkasse vorgesehen hatte, wollte er nicht persönlich annehmen, sondern es der Stiftung der Überlebenden zu Verfügung stellen, damit es dort im gemeinsamen Sinne eine größere Wirkung entfalten könne.

Am Ende nutzten die Schüler die wenigen Minuten, in denen man auf den Bus nach Hause wartete, für Bücherkäufe am Besucherzentrum der KZ-Gedenkstätte. Gemeinsam heißt es nun, in den nächsten Schulstunden die gewonnenen Eindrücke zu verarbeiten und für die Zukunft brauchbar zu machen.

Weitere Informationen: kz-gedenkstaette-dachau.de

(Text und Foto: Martin Hammerer)

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